
Historischer Streik der Ford-Arbeiter in Deutschland. Kampf gegen Arbeitsplatzabbau.
Die Beschäftigten der Werke des amerikanischen Autoherstellers Ford in Köln bereiten sich auf den ersten Streik als Protest gegen den geplanten Stellenabbau vor, teilte die Gewerkschaft IG Metall am Montag mit.
Die Mitarbeiter in zwei Fabriken, die 1930 gegründet wurden, sollen ab Mittwochmorgen die Arbeit niederlegen, der Streik wird bis zum Ende der Nachtschicht am Donnerstagmorgen andauern, so die Gewerkschaft.
Stellenabbau
Das Management plant, die Zahl der Arbeitsplätze in Köln bis 2027 um 2.900 zu reduzieren.
Die Gewerkschaften werfen den Ford-Chefs vor, konzeptlos zu handeln und dadurch das Überleben der deutschen Ford-Tochter zu gefährden.
IG Metall ist eine der mächtigsten deutschen Gewerkschaften, die Arbeiter in verschiedenen Produktionssektoren vertritt und sich für einen Tarifvertrag einsetzt, der hohe Abfindungen und finanzielle Sicherheit für die Beschäftigten vorsieht - Index.
Abgebrochene Verhandlungen und Streikbeschluss
Die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien sind ins Stocken geraten, was dazu führte, dass IG Metall vergangene Woche ihre erste Urabstimmung unter den Beschäftigten durchführte. Dabei stimmten 93,5 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen beispiellosen Arbeiterprotest, um den Druck auf das Management zu erhöhen.
„Es ist an der Zeit, dass der Arbeitgeber Maßnahmen ergreift und eine Gesamtlösung für die Beschäftigten in Köln findet“, sagte Benjamin Gruschka, Vorsitzender des Betriebsrats der deutschen Ford-Niederlassung.
Die Möglichkeiten der Führung der deutschen Ford-Tochter seien jedoch begrenzt, da das Unternehmen letztlich von seiner amerikanischen Muttergesellschaft abhängig sei.
Erwartete Auswirkungen auf die Produktion
Der Streik wird erhebliche Auswirkungen auf die Produktion haben.
Von den 11.500 Beschäftigten bei Ford in Köln arbeiten laut Gewerkschaftsangaben etwa 4.500 in der Produktion und 3.500 in der Produktentwicklung. Das Ersatzteilzentrum beschäftigt rund 1.700 Menschen, der Rest ist in Verwaltung und anderen Abteilungen tätig.
Die Auswirkungen der Streiks dürften erheblich sein, da die große Mehrheit der Beschäftigten Gewerkschaftsmitglieder ist und es eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation gibt.
Langfristige Probleme der Europa-Tochter
Fords europäische Tochtergesellschaft schreibt seit langem Verluste, und 2023 wurde die Produktion des Ford Fiesta, eines Kleinwagens, der in Köln hergestellt wurde und zunächst sehr erfolgreich war, eingestellt.
Derzeit produziert Ford in Köln zwei Elektroautos, deren Verkaufszahlen trotz Investitionen von fast zwei Milliarden Euro deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Laut offiziellen Angaben machten Ford-Modelle im vergangenen Jahr nur 3,5 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland aus, verglichen mit fünf Prozent im Jahr 2022.
Obwohl die Ford-Werke über einen Zeitraum von vier Jahren finanzielle Anreize in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro von der amerikanischen Muttergesellschaft erhalten sollen, halten Experten der Automobilindustrie dies für bei weitem nicht ausreichend.
Pessimistische Prognosen von Experten
„Die Situation ist schlecht, und die Aussichten sind noch schlechter“, sagte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research mit Sitz in Bochum.
„Ford ist im Segment der Pkw zu klein, um in Europa profitabel arbeiten zu können. Das ist derzeit der Fall und wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben“, sagte er.
Dudenhöffer gab eine pessimistische Prognose für Fords Geschäft in Europa ab und sagte, dass die Verkaufszahlen zu niedrig und die Arbeitskosten zu hoch seien.
Ford verliere seit langem Marktanteile in Deutschland und Europa, bemerkte der Experte.
„Ford wird immer kleiner. In Europa ist Ford mittlerweile so klein, dass es keinen Sinn mehr macht, unter den derzeitigen Bedingungen weiterzumachen“, sagte er.
Mögliche Lösungen für die Zukunft
Nach Ansicht von Dudenhöffer gibt es zwei Lösungen für Fords europäische Probleme.
Eine Möglichkeit wäre, dass die Muttergesellschaft aus den USA ihr europäisches Autogeschäft verkauft, um sich „des Problems zu entledigen“, sagte er. Die Autoproduktion könnte in Köln verbleiben, aber die Entwicklungs- und Verwaltungsabteilungen würden an den Käufer übergehen, so der Experte.
Die zweite Option wäre die Gründung eines Joint Ventures mit einem anderen Autohersteller, um größere Stückzahlen und niedrigere Kosten zu erreichen, sagte Dudenhöffer.
Auf diese Weise könnte Ford Europa „endlich wettbewerbsfähig werden“, sagte er und schlug den französischen Autohersteller Renault als einen möglichen Partner vor.