
Warum alle in den 1960er Jahren so schlank waren
Es ist kein Geheimnis, dass heute alles größer ist. Ob Häuser, Fernseher oder Autos – im Vergleich zu früheren Jahrzehnten sind die Dinge überdimensioniert geworden. Das gilt auch für Essensportionen und Taillenumfänge.
Im Jahr 2024 gelten 43 Prozent der Amerikaner als fettleibig – im Vergleich zu nur 13 Prozent in den 1960er Jahren.
Experten machen den erhöhten Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln und kalorienreicheren Mahlzeiten dafür verantwortlich und warnen, dass Fettleibigkeit eine Reihe von Gesundheitsproblemen verursachen kann, darunter Herzkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Lebererkrankungen, Schlafapnoe und bestimmte Krebsarten – berichtet Nova.
Die kalifornische Ernährungsberaterin Autumn Bates hat nun ihre Meinung zur Fettleibigkeitsepidemie geäußert und vier Gründe genannt, warum Menschen früher schlanker waren, obwohl sie weniger trainierten und keinen Zugang zu Smartwatches oder Fitness-Trackern wie der Apple Watch oder Fitbit hatten.
Sie sagte, ein aktuelles YouTube-Video habe sie dazu inspiriert, dieses Phänomen zu erforschen, das die Frage stellte: „Warum waren wir in den 1960ern so schlank?“
Die Ernährungsberaterin erklärte: „Das ist eine berechtigte Frage, denn in den 60er-Jahren lag die Fettleibigkeitsrate in den USA bei etwa 13 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2025 liegt sie bei fast 43 Prozent – und das ist ziemlich erstaunlich, da die Menschen damals nicht gerade für gesunde Essgewohnheiten bekannt waren. Warum war der Körperfettanteil damals also so viel niedriger?“
Auch wenn man leicht nostalgisch wird, sagen Wissenschaftler, dass es eine unbestreitbare Tatsache ist, dass wir früher wirklich schlanker waren.
Frisch zubereitete Hausmannskost war früher die Regel, nicht die Ausnahme.
Typischerweise enthielt sie: eine hochwertige Proteinquelle, Obst, Brot, Gemüse und wahrscheinlich Milch.
Autumn Bates erklärt, dass dieses nahrhafte Muster auch auf Schulmahlzeiten für Kinder zutraf – Kinder ernährten sich damals ausgewogener als heute.
Basierend auf Studien darüber, was die Menschen in den 1960ern aßen, nennt Bates beliebte Gerichte wie: Brathähnchen, Hackbraten, Rindergulasch, Steak und Kartoffeln.
Fast Food wurde kaum erwähnt, während heutige Portionen extrem groß sind – der Kaloriengehalt beliebter Burger und Pommes erreicht bis zu 2.000 Kalorien pro Mahlzeit.
Vorteile der Hausmannskost
Bates hebt mehrere Vorteile von selbst zubereiteten Mahlzeiten hervor, darunter:
- weniger Zuckeraufnahme
- mehr Proteine
- höherer Gemüseverzehr
Eine Studie der Johns Hopkins Universität zeigte, dass Menschen, die häufig zu Hause kochen, weniger Kohlenhydrate, Zucker und Fett zu sich nehmen als diejenigen, die seltener kochen.
Zweiter Grund: Explosion ultraverarbeiteter Lebensmittel
Als nächsten Grund nennt Bates die Explosion ultraverarbeiteter Lebensmittel, die unserer Gesellschaft heute mehr denn je zusetzen.
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Ultraverarbeitete Lebensmittel (UPF) umfassen Produkte mit langen Zutatenlisten oder solche mit künstlichen Zusatzstoffen wie Farbstoffen, Süßstoffen und Konservierungsmitteln zur Haltbarkeitsverlängerung.
Fertiggerichte, Eiscreme und Ketchup gehören zu den bekanntesten UPF-Produkten, die heute fast ein Synonym für nährstoffarme Lebensmittel sind.
Diese Kategorie unterscheidet sich von „normal“ verarbeiteten Lebensmitteln, die lediglich zur längeren Haltbarkeit oder besseren Geschmacksentwicklung verändert werden – etwa Trockenfleisch, Käse oder frisches Brot.
Bates erklärt: „Ultraverarbeitung ist die nächste Stufe der Lebensmittelveränderung, die das Sättigungsgefühl stark reduziert – man isst, wird aber nicht satt, also isst man mehr. Diese Produkte enthalten meist Zutaten, die man nicht kennt, mit langen Listen von Stoffen, die man nicht einfach im Laden kaufen und zu Hause zubereiten kann.“
Einige Studien zeigen, dass solche Lebensmittel dazu führen können, dass wir täglich bis zu 800 Kalorien mehr zu uns nehmen, weil sie den Appetit nicht stillen.
Die Ernährungsexpertin empfiehlt, solche Produkte durch gesündere Alternativen zu ersetzen – statt verpackter Snacks mit Zusatzstoffen lieber Obst, Gemüse, Nüsse und Samen essen.
Dritter Grund: Menschen waren früher „zufällig aktiver“
Bates betont, dass Menschen in den 1960er Jahren viel aktiver waren – aber unbewusst.
„Ein Großteil der Arbeitskräfte hatte körperlich anstrengende Jobs. Sie machten kein organisiertes Training – sie bewegten sich einfach mehr im Alltag. Mein Vater sagte immer, es war ihm peinlich, dass sein Vater ein ‘Gesundheitsfreak’ war, der joggte, während seine Freunde ihn dafür aufgezogen haben – denn Bewegung war bereits Teil der täglichen Arbeit. Damals bedeutete ein normaler Tag Bewegung, im Gegensatz zum heutigen Sitzen am Computer und Autofahren.“
Heute sind Menschen mehr ans Haus und Bildschirme gebunden, was die körperliche Aktivität verringert hat.
Für Büroarbeiter empfiehlt Bates, sich mehrmals täglich zu erheben und herumzulaufen.
Sie empfiehlt auch drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche, zum Beispiel Krafttraining.
Vierter Grund: Schlafmangel
Zum Schluss nennt Bates Schlafmangel als einen weiteren wichtigen Faktor für die Fettleibigkeitsepidemie.
Heutzutage schläft der durchschnittliche Amerikaner etwa 7 Stunden und 10 Minuten. In den 1960er Jahren lag die durchschnittliche Schlafdauer jedoch bei rund 8,5 Stunden.
Bates erklärt: „Schlafmangel steht in starkem Zusammenhang mit Fettleibigkeit und Gewichtszunahme. Wenig Schlaf erhöht die Hungerhormone, sodass man am nächsten Tag deutlich mehr Appetit hat. Außerdem steigt die Lust auf Süßes und große Portionen.“
Sie macht die Technologie für die schlechtere Schlafqualität verantwortlich – wegen zahlreicher Abend-Ablenkungen wie Laptops, Fernseher und Smartphones.
„Wir müssen uns wieder feste Schlafenszeiten angewöhnen, denn es gibt zu viele Versuchungen – Netflix zu schauen oder am Handy zu scrollen. Wir müssen klare Grenzen für unsere Schlafenszeit setzen“, so ihr Fazit.