
Heute beginnt das Konklave: Kardinäle unter Verschluss wählen einen neuen Papst im Herzen des Vatikans
Das Konklave ist einer der heiligsten und geheimsten Prozesse innerhalb der katholischen Kirche – ein Ereignis von enormer spiritueller, historischer und politischer Bedeutung. Diese Zeremonie, die bis ins Mittelalter zurückreicht, versammelt Kardinäle, die zusammenkommen, um einen neuen Papst zu wählen – den Nachfolger des heiligen Petrus und das geistliche Oberhaupt von über 1,4 Milliarden Katholiken weltweit.
Das Wort „Konklave“ stammt vom lateinischen Ausdruck „cum clave“, was „unter Verschluss“ bedeutet, da sich die Kardinäle in einen streng bewachten Raum – die Sixtinische Kapelle – zurückziehen und von der Außenwelt isoliert bleiben, bis eine Entscheidung über den neuen Papst getroffen wurde.
Wer hat Stimmrecht?
Am Konklave nehmen ausschließlich Kardinäle unter 80 Jahren teil. Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle schwankt, liegt aber meist zwischen 120 und 135 – dieses Mal sind es 133. Alle müssen sich vor Beginn in die vatikanische Residenz begeben, wo sie vollständig isoliert bleiben – ohne Telefon, Internet oder andere Kommunikationsmittel.
Tag des Konklave-Beginns
Nach einer neuntägigen Trauerzeit für den verstorbenen Papst beginnt das Konklave mit einer feierlichen Messe in der Petersbasilika. Diese Messe, genannt „Pro eligendo Pontifice“, vereint alle Gläubigen und Kardinäle im Gebet um Weisheit und Führung durch den Heiligen Geist.
Am Nachmittag ziehen die Kardinäle in Prozession in die Sixtinische Kapelle ein, wobei sie alte Gebete wie die Allerheiligenlitanei und Veni Creator Spiritus singen. Nach ihrer Ankunft legen sie einen Eid auf Geheimhaltung und Treue ab. Der Zeremonienmeister spricht dann die entscheidenden Worte „Extra omnes“ („Alle hinaus“), woraufhin alle, die nicht zum Konklave gehören, den Raum verlassen müssen – die Türen werden geschlossen und verriegelt.
Der Ablauf der Wahl
Die Abstimmung kann sofort beginnen, beginnt jedoch meist am nächsten Tag. Täglich finden vier Wahlgänge statt: zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag. Die Kardinäle verwenden vorbereitete Stimmzettel mit der Aufschrift „Ich wähle zum höchsten Pontifex“, auf denen sie geheim ihren Kandidaten eintragen.
Die Stimmen werden dann sorgfältig von bestimmten Zählern (Scrutatoren) ausgezählt, während drei weitere Kardinäle die Korrektheit des gesamten Prozesses überprüfen. Ein Kandidat benötigt eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden.
Falls auch nach mehreren Wahlgängen kein Papst gewählt wird, wird der Prozess für einen Tag des Gebets und der Besinnung unterbrochen. Bei längerer Blockade erlaubt das Regelwerk eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen – auch dann ist eine absolute Mehrheit erforderlich.
Symbolik des Rauchs
Nach jeder Abstimmung werden die Stimmzettel verbrannt. Erscheint schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle, wurde kein neuer Papst gewählt. Weißer Rauch bedeutet, dass eine Entscheidung gefallen ist – Habemus Papam! („Wir haben einen Papst!“)
Nach der Wahl
Der gewählte Kardinal muss die Wahl zunächst annehmen und seinen Papstnamen wählen. Danach zieht er sich in ein besonderes Zimmer zurück – das sogenannte „Tränenzimmer“, wo er zum ersten Mal das weiße Papstgewand anlegt.
Kurz darauf tritt der Kardinalprotodiakon auf den Balkon der Petersbasilika und gibt die Wahl bekannt. Der neue Papst zeigt sich anschließend den versammelten Gläubigen und erteilt der Welt seinen ersten Segen.
Das Konklave ist ein Ereignis, bei dem sich uralte liturgische Symbolik mit den modernen Herausforderungen der Weltkirche verbindet. Obwohl der Prozess tief in der Tradition verwurzelt ist, werden dabei auch zeitgemäße Fragen über die zukünftige Ausrichtung der katholischen Kirche diskutiert – zwischen Dogmenerhalt und notwendiger Erneuerung, zwischen kultureller Vielfalt und lokalen Herausforderungen weltweit.