
Carol Dweck verändert die Art und Weise, wie wir Kinder erziehen und unterrichten
Carol Dweck ist überzeugt, dass der entscheidende Faktor in der Entwicklung von Kindern nicht darin liegt, „wie intelligent sie sind“, sondern darin, wie sie glauben, dass sich Intelligenz entwickeln kann.
In der heutigen Welt, in der Erfolg oft an Noten, Medaillen und schnellen Ergebnissen gemessen wird, fragen sich Eltern: Wie können wir Kindern helfen, glücklich, selbstbewusst und ausdauernd zu sein? Die amerikanische Psychologin Carol Dweck, Professorin an der Stanford University, hat Jahrzehnte damit verbracht, diese Frage zu erforschen. Ihre berühmte Theorie des Mindsets – also wie wir über unsere Fähigkeiten denken – zeigt, dass es nicht entscheidend ist, wie klug ein Kind ist, sondern was es über Lernen und Entwicklung glaubt.
„Im fixierten Mindset glauben Kinder, dass ihre Talente und ihre Intelligenz angeboren und unveränderlich sind. Im dynamischen Mindset glauben sie, dass sich Fähigkeiten durch Anstrengung, Strategie und die Unterstützung anderer entwickeln“, schreibt Dweck in ihrem Buch „Mindset: The New Psychology of Success“ – berichtet Nova.
Lob, das hilft, und Lob, das hemmt
Eltern meinen es oft gut, wenn sie ihrem Kind sagen: „Du bist ein Genie“ oder „Du bist ein kluges Mädchen“. Doch Dwecks Forschung hat gezeigt, dass solche Botschaften unerwünschte Folgen haben können. Wenn ein Kind glaubt, dass sein Wert an angeborene Intelligenz gebunden ist, wird jeder Fehler zu einer Bedrohung dieser Identität. Das Ergebnis? Angst vor Herausforderungen und schnelles Aufgeben.
Stattdessen schlägt Dweck vor, Anstrengung und den Prozess zu loben.
Statt: „Wow, du bist ein Mathe-Talent!“
Sagen Sie: „Mir gefällt, wie du dich angestrengt hast, diese Aufgabe zu lösen, auch wenn sie schwer war.“
So lernen Kinder, dass ihr Wert in Ausdauer und Einsatz liegt, nicht nur im Ergebnis.
Carol Dweck Foto: Ilya S. Savenok / Getty images / Profimedia
Fehler als Treibstoff für Wachstum
Einer von Dwecks wichtigsten Botschaften ist, dass Fehler kein Beweis für Unfähigkeit sind, sondern wertvolle Informationen.
„Misserfolg definiert dich nicht. Er ist ein Zeichen dafür, dass du dich mehr anstrengen, eine neue Strategie finden oder es erneut versuchen musst“, betont Dweck.
Ein konkretes Beispiel – ein Kind, das in Mathematik durchfällt, kann im fixierten Mindset sagen: „Ich bin nicht gut in Mathe, es lohnt sich nicht, es zu versuchen.“ Aber ein Kind mit dynamischem Mindset wird sagen: „Ich habe das noch nicht gelernt, ich muss mich mehr bemühen und einen anderen Weg finden, es zu verstehen.“
Eltern können helfen, indem sie die Fehler mit dem Kind analysieren: „Was war hier für dich schwierig? Wie könntest du es das nächste Mal anders angehen?“
Beispiele aus dem Alltag
Sport:
Wenn ein Kind ein Fußballspiel verliert, könnte ein Elternteil sagen:
Fixiertes Mindset: „Du bist nicht für Fußball geboren.“
Dynamisches Mindset: „Dies ist eine Gelegenheit zu sehen, was du beim nächsten Mal tun kannst. Jeder, der Sport treibt, verbessert sich durch Training.“
Musik:
Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, ein Klavierstück zu spielen:
Fixiertes Mindset: „Du bist kein musikalischer Typ.“
Dynamisches Mindset: „Erinnerst du dich, wie schwer dir das andere Stück am Anfang fiel und jetzt spielst du es leicht? Auch dieses Stück wird dir leichter fallen, wenn du übst.“
Schule:
Wenn ein Kind eine schlechte Note in einer Arbeit bekommt:
Fixierte Mindset-Reaktion: „Offensichtlich bist du nicht für Naturwissenschaften gemacht.“
Dynamische Mindset-Reaktion: „Lass uns sehen, was dir nicht klar war, und einen Plan machen, wie du das schaffen kannst.“
Die Rolle der Eltern und Lehrer
Eltern und Lehrer sind entscheidende Vorbilder. Wenn ein Kind sieht, dass Erwachsene auf ihre eigenen Fehler mit Humor, Ausdauer und Lernbereitschaft reagieren, übernimmt es dasselbe Muster.
„Die Kultur einer Familie oder eines Klassenzimmers kann Kinder lehren, Herausforderungen zu schätzen, Anstrengungen zu feiern und Freude am Lernen zu haben“, schreibt Dweck.
Darum ist es wichtig, dass Eltern:
Herausforderungen gemeinsam mit ihren Kindern annehmen.
Über ihre eigenen Misserfolge und die daraus gezogenen Lehren sprechen.
Kinder ermutigen, Fragen zu stellen und zu forschen, statt nur Noten nachzujagen.
Warum das für die Zukunft der Kinder wichtig ist
Kinder, die ein dynamisches Mindset entwickeln, zeigen mehr Widerstandskraft, bessere Fähigkeiten zur Problemlösung und Motivation, ein Leben lang zu lernen. In einer sich schnell verändernden Welt sind genau diese Fähigkeiten entscheidend.
Dweck schließt: „Wahre Stärke kommt nicht daher, immer die Beste oder der Beste zu sein, sondern darin, niemals aufzuhören zu wachsen.“
Als Eltern wollen wir oft den Weg unserer Kinder von Hindernissen befreien. Doch das größte Geschenk, das wir ihnen machen können, ist der Glaube, dass Hindernisse keine Mauern, sondern Stufen sind. Und jede Stufe, ob rutschig oder hoch, führt sie dazu, ausdauernde, neugierige und selbstbewusste Menschen zu werden.