
Wie viel verdienen LKW-Fahrer? Das sind ihre Gehälter nach Ländern
Britische LKW-Fahrer verdienen bis zu dreimal mehr als ihre Kollegen in Ungarn und haben sogar die deutschen Fahrer überholt – obwohl sie sich oft über Löhne und Arbeitsbedingungen beschweren, zeigen neue Daten.
Wie trans.info berichtet, haben der Arbeitskräftemangel nach dem Brexit und die großen wirtschaftlichen Unterschiede in Europa einen Kontinent geschaffen, auf dem die Geografie die Höhe des Gehalts mehr bestimmt als die Fahrkünste. Mit einem Bruttogehalt von 3.350 Pfund im Monat (3.930 Euro) stehen britische Fahrer an der Spitze der europäischen Tabelle, während Ungarn mit nur 1.039 Euro am Ende liegt.
Die Unterschiede bei den Verdiensten sind in ganz Europa deutlich. Frankreich (1.850 Euro) und Rumänien (1.794 Euro) liegen nur knapp über Ungarn, während der Durchschnitt in Spanien 2.450 Euro und in Polen 2.814 Euro beträgt. Nur Deutschland liegt mit 3.357 Euro nahe an den britischen Werten.
Wie das Portal weiter berichtet, zeigt sich das wahre Bild erst, wenn die Löhne mit dem nationalen Durchschnitt verglichen werden. Internationale Fahrer aus Polen verdienen das 2,7-Fache des Mindestlohns – der höchste Wert in Europa – während britische Trucker 70 % über dem Mindestlohn und 9 % über dem nationalen Durchschnitt liegen. Deutsche Fahrer verdienen 64 % über dem Mindestlohn, aber dennoch 13 % unter dem nationalen Durchschnitt, berichtet Pluton logistics.
Französische Fahrer liegen dagegen kaum über dem Mindestlohn (91 % des gesetzlichen Minimums), während ungarische LKW-Fahrer sogar darunter verdienen – 79 % – was ernsthafte Fragen zur Nachhaltigkeit des Berufs in Osteuropa aufwirft.
Vereinigtes Königreich
Britische LKW-Fahrer haben unerwartet vom Arbeitskräftemangel infolge des Brexits profitiert. Daten des Office for National Statistics zeigen, dass das mittlere Nettogehalt 2.705 Pfund im Monat beträgt – 70 % über dem Mindestlohn und fast 30 % über dem britischen Durchschnitt.
Der Unterschied ist erheblich: Die obersten 10 % verdienen über 56.400 Pfund jährlich, während selbst die untersten 10 % 26.700 Pfund erreichen. Regionale Unterschiede bestehen – Fahrer in London verdienen mehr als jene in Wales oder im Nordosten – aber der Beruf des LKW-Fahrers ist in Großbritannien zu einer der besser bezahlten Tätigkeiten geworden.
Anders als in den meisten europäischen Ländern, wo Fahrer am unteren Ende der Gehaltstabellen stehen, liegen britische LKW-Fahrer über dem Durchschnitt, was diesen Beruf zu einem der wenigen im Transportwesen macht, in dem das Gehalt noch einen realen Wert hat.
Deutschland
Deutsche Fahrer verdienen durchschnittlich 2.536 Euro netto im Monat – obwohl dies eine gute Summe ist, liegt sie immer noch 13 % unter dem nationalen Durchschnitt. Der Beruf liegt „in der Mitte“: über dem Mindestlohn, aber unter dem allgemeinen wirtschaftlichen Wohlstand.
Die regionalen Unterschiede sind erheblich und spiegeln die Wirtschaftsgeografie Deutschlands wider. In Schleswig-Holstein können Fahrer 3.550–3.575 Euro monatlich erwarten, während östliche Bundesländer wie Thüringen und Sachsen-Anhalt 3.175–3.275 Euro bieten. Berlin verzeichnet 3.475 Euro, was für den Osten des Landes ungewöhnlich ist.
Untersuchungen zeigen, dass Fahrer zunehmend mehr als nur Lohn erwarten – eine moderne Flotte, planbare Arbeitszeiten und Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit –, um ihre größere Verhandlungsmacht aufgrund des Arbeitskräftemangels auszunutzen.
Polen
Polen hat ein zweigeteiltes System, das die Komplexität der europäischen Transportwirtschaft verdeutlicht. Internationale Fahrer können 2.345 Euro netto verdienen – deutlich über dem nationalen Durchschnitt und 3,2-mal mehr als den Mindestlohn. Sie sind zur europäischen „mobilen Aristokratie“ geworden, die von den Gehaltsunterschieden über Grenzen hinweg profitiert, schreibt trans.info.
Inländische Fahrer sehen sich jedoch einer härteren Realität gegenüber. Berufsanfänger starten mit 1.055 Euro, nur 40 % über dem Mindestlohn, und bleiben oft unter dem nationalen Durchschnitt. Selbst erfahrene Inlandsfahrer mit 1.407 Euro erreichen kaum den Durchschnitt.
Diese Kluft spiegelt die breitere europäische Dynamik wider: Der internationale Transport bietet einen Ausweg aus den nationalen Lohnbeschränkungen, während der lokale Verkehr an die wirtschaftlichen Realitäten des Landes gebunden bleibt.
Frankreich, Rumänien und Ungarn
In Süd- und Osteuropa steckt der LKW-Transport in einem Teufelskreis niedriger Löhne fest, der das langfristige Überleben des Berufs gefährdet.
Französische Fahrer haben möglicherweise die schlechtesten Bedingungen unter den westeuropäischen Ländern. Das durchschnittliche Nettogehalt von 1.420 Euro liegt fast auf Mindestlohn-Niveau und 1.300 Euro unter dem nationalen Durchschnitt. Selbst erfahrene internationale Fahrer verdienen nur 1.544 Euro – was erklärt, warum französische Unternehmen zunehmend Fahrer aus Osteuropa einstellen.
Spanien zeigt, wie sehr sich Erfahrung auszahlen kann. Berufsanfänger verdienen 1.070 Euro netto, kaum über dem Mindestlohn, während erfahrene Fahrer 2.040 Euro erreichen – endlich auf dem Niveau des nationalen Durchschnitts. Dieser Beruf funktioniert wie ein langes Praktikum, bei dem sich Ausdauer erst nach vielen Jahren lohnt, berichtet trans.info.
Ungarische Trucker arbeiten unter den schlechtesten Bedingungen in Europa. Mit einem Nettogehalt von 271.000 Forint (690 Euro) verdienen sie unter dem Mindestlohn für Facharbeiter und nur 58 % des nationalen Durchschnitts. Obwohl inoffizielle Zuschläge wie Kilometerpauschalen das tatsächliche Einkommen erhöhen, zeigen offizielle Daten eine systematische Unterbezahlung.
Rumänische Fahrer liegen mit 1.078 Euro im Monat etwas über dem geschätzten Median, aber weit unter dem nationalen Durchschnitt, was darauf hindeutet, dass der Beruf sich vom absoluten Tiefpunkt gelöst hat, aber die Mittelschichtgrenze noch nicht überschritten hat.
Europäische Transport-Bilanz
Diese Unterschiede offenbaren grundlegende strukturelle Probleme im europäischen Logistiknetz. Während britische Fahrer vom Brexit-bedingten Arbeitskräftemangel profitieren, arbeitet der Rest des Kontinents weiterhin mit nicht tragbaren Niedriglöhnen.
Frankreichs Abhängigkeit von ausländischen Fahrern und Ungarns Realität von Löhnen unterhalb des Mindestlohns weisen auf stark belastete Märkte hin. Die Frage für europäische Entscheidungsträger ist klar: Kann der Kontinent eine nachhaltige Transportwirtschaft entwickeln, oder wird der Handel zunehmend von einer schrumpfenden Zahl von Fahrern abhängen, die bereit sind, für Hungerlöhne zu arbeiten?
Für britische LKW-Fahrer, die sich weiterhin über Bedingungen beschweren, ist die Botschaft eindeutig – sie haben einen der besten Jobs in Europa in einer Branche, in der die Geografie zum Schicksal geworden ist, fasst trans.info zusammen.