Pakistan gab heute bekannt, dass es „glaubwürdige Geheimdienstinformationen“ habe, wonach Indien in den nächsten Tagen einen Angriff plane, und drohte mit einer „sehr entschlossenen“ Antwort.
In den letzten Tagen kam es entlang der Grenze zu Schusswechseln, die auch heute gemeldet wurden. Pakistaner folgten den Anweisungen aus Neu-Delhi, Indien nach dem tödlichen Angriff letzte Woche im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs zu verlassen.
Indien begann mit Vergeltungsmaßnahmen, nachdem es Pakistan beschuldigte, den Angriff in Pahalgam unterstützt zu haben – ein Vorwurf, den Islamabad bestreitet. Die Spannungen zwischen den nuklear bewaffneten Rivalen erreichten damit den höchsten Stand seit 2019, als sie sich nach einem Selbstmordanschlag in Kaschmir beinahe im Krieg befanden. Die Region ist zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt, beide erheben jedoch Anspruch auf das gesamte Gebiet.
Pakistan erklärte, dass Geheimdienstinformationen zeigen, dass Indien innerhalb der nächsten 24 bis 36 Stunden eine militärische Aktion unter dem Vorwand „unbegründeter und erfundener Anschuldigungen“ bezüglich seiner Beteiligung am Angriff in Pahalgam plane.
Indien ohne Kommentar
Indische Beamte haben bisher keinen Kommentar abgegeben. Regierungsquellen sagten jedoch, Premierminister Narendra Modi habe „den Streitkräften volle operative Freiheit eingeräumt, Methode, Ziele und Zeitpunkt der indischen Reaktion auf das Massaker in Pahalgam festzulegen“.
Der Anschlag letzte Woche, bei dem 26 Menschen, hauptsächlich indische Touristen, getötet wurden, wurde von einer bisher unbekannten militanten Gruppe namens „Kashmirischer Widerstand“ für sich beansprucht. Neu-Delhi beschreibt alle Unruhen im von Indien kontrollierten Kaschmir als von Pakistan unterstützten Terrorismus. Pakistan bestreitet dies, und viele muslimische Kaschmirer betrachten die Kämpfer als Teil eines inneren Freiheitskampfes.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres betonte in getrennten Telefongesprächen mit Indien und Pakistan die Notwendigkeit, einen „Konflikt zu vermeiden, der zu tragischen Folgen führen könnte“.
US-Außenminister Marco Rubio sprach mit dem pakistanischen Premierminister Shehbaz Sharif und „betonte die Notwendigkeit, dass beide Seiten weiterhin gemeinsam für Frieden und Stabilität in Südasien arbeiten“, hieß es in einer Erklärung Pakistans.
Zuvor hatte der pakistanische Außenminister Ishaq Dar Reportern gesagt, dass er „im Namen der Regierung und der Nation sehr deutlich gemacht habe, dass Pakistan keine Eskalation beginnen werde. Sollte jedoch Indien eskalieren, werden wir sehr hart antworten“.
Militärsprecher Generalleutnant Ahmad Sharif fügte hinzu: „Wenn sie glauben, Aggression sei der richtige Weg, dann ist unsere Botschaft: Wir sind bereit. Testet uns nicht.“
Pakistan ging nicht näher auf die „glaubwürdigen Geheimdienstinformationen“ ein, auf die es sich berief.
Pakistaner verlassen Indien
Die Frist für pakistanische Staatsbürger, Indien zu verlassen – mit Ausnahmen für medizinische Visa – endete am Sonntag. Dennoch begeben sich viele Familien weiterhin zum Grenzübergang in Atari im Norden des Bundesstaates Punjab. Einige kamen allein, andere wurden von der Polizei abgeschoben.
„Wir haben hier unsere Familien angesiedelt. Wir bitten die Regierung, unsere Familien nicht zu entwurzeln“, sagte Sara Khan, eine Pakistanerin, der befohlen wurde, ohne ihren Ehemann Aurangzeb Khan zurückzukehren, der einen indischen Pass besitzt. Mit ihrem 14 Tage alten Baby im Arm sagte sie, sie lebe seit 2017 im von Indien kontrollierten Kaschmir.
„Die indischen Behörden sagten mir, wir seien illegal und müssten gehen“, sagte Khan, während sie auf der indischen Seite des Grenzübergangs wartete.
Weitere diplomatische Maßnahmen umfassen die Stornierung von Visa und den Rückruf von Diplomaten. Neu-Delhi setzte ein wichtiges Abkommen zur Wasserverteilung mit Islamabad aus und ordnete die Grenzschließung an. Als Reaktion darauf schloss Pakistan seinen Luftraum für indische Fluggesellschaften.
Indien kündigte heute Abend die Schließung seines Luftraums für alle pakistanischen Flugzeuge bis zum 23. Mai an.
Der grenzüberschreitende Schusswechsel zwischen Soldaten hat entlang der Kontrolllinie – der De-facto-Grenze in Kaschmir – zugenommen.
Indien und Pakistan beschuldigten sich heute gegenseitig, das Feuer eröffnet zu haben.
Pakistans staatliche Medien berichteten, dass indische Streitkräfte das Waffenstillstandsabkommen entlang der Kontrolllinie mit schwerem Beschuss verletzt hätten. Laut pakistanischem Fernsehen erwiderten die Truppen das Feuer, nachdem sie über Nacht im Sektor Mandal im von Pakistan kontrollierten Kaschmir angegriffen worden waren.
Die indische Armee erklärte, sie habe auf „unprovozierten“ Beschuss mit leichten Waffen aus Pakistan in den Sektoren Naushera, Sunderbani und Akhnoor im von Indien kontrollierten Kaschmir reagiert.
Diese Berichte wurden nicht unabhängig bestätigt. Zuvor haben sich beide Seiten gegenseitig vorgeworfen, Grenzgefechte in der Himalaya-Region ausgelöst zu haben.
Der Sicherheitsrat der indischen Regierung unter Leitung von Premierminister Modi tagte heute – zum zweiten Mal seit dem Angriff.
Drei Touristen, die den Angriff überlebten, sagten der Nachrichtenagentur AP, dass bewaffnete Männer gezielt Hindus ausgesucht und sie aus nächster Nähe erschossen hätten. Unter den Toten waren ein nepalesischer Staatsbürger und ein lokaler muslimischer Reitlehrer.
Ayshanya Dwivedi, deren Ehemann getötet wurde, sagte, der Angreifer sei auf sie und ihren Mann zugegangen und habe ihn aufgefordert, das islamische Glaubensbekenntnis zu rezitieren. Ihr Mann habe geantwortet, dass er Hindu sei, und der Angreifer habe ihm aus nächster Nähe in den Kopf geschossen, sagte sie.